Der alte Speisemarkt in Bingen, mit seinen ehemals schönen Bürgerhäusern, ist bis auf wenige Ausnahmen dem Bombenhagel des letzten Kriesges zum Opfer gefallen. Nach Abschluss der Wiederaufbaumaßnahmen, Ende der siebziger Jahre, wurde von der Stadtverwaltung 1979 ein Wettbewerb für einen Marktbrunnen ausgeschrieben, in dem etwas über die reiche Geschichte der Stadt Bingen zum Ausdruck kommen sollte. Der Entwurf zu diesem Brunnen bekam den 1. Preis und die Ausführung zugesprochen. In einer Wasserschale steht ein Säulenschaft, der von einem Relief umgeben ist. Im Wechsel mit bekannten Persönlichkeiten der Stadt, zeigen die einzelnen Tafeln Motive aus der Römerzeit, dem Wirken der Hl. Hildegardis, den Arbeiten im alten Hafen, dem Rochusfest, dem Weinfest und zuletzt das Marktleben um 1820.

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Das von Claudius Drusus angelegte Kastell in Bingen legte das Fundament der Stadt. Die Darstellung beschreibt die Zeit um 12 v. Chr. Mit einem Teil der alten Stadtmauer und die Uferbefestigung an der Naheseite. Im Mittelpunkt sind römische Soldaten um einen Offizier geschart, daneben Handwerker, Schiffer und Kaufleute sowie eine Gruppe von Steinmetzen bei der Arbeit mit Baukran und Gerüsten.

St. Hildegard von Bingen war 1147 Benediktiner Äbtissin des von ihr erbauten Klosters Rupertsberg (heute Bingerbrück). Sie erforschte die Theologie, Medizin und Musik. Sie sprach mit Papst und Kaiser und stand in regem Briefwechsel mit herausragenden Persönlichkeiten der damaligen Zeit. Hier predigt sie vor Gläubigen und Wallfahrern vor dem Portal der Kirche.

Erzbischof Williges von Mainz, Erzkanzler des Reiches, erhielt auf dem Reichstag zu Verona im Jahr 983 Uferlandschaften des Reichsgutes am oberen Mittelrhein mit Bingen als Mittelpunkt der Verwaltung. Der Kirchenfürst und Staatsmann festigte die Binger Kirche und gründete das St. Martinsstift für religiöse, kulturelle und soziale Aufgaben.

Weinfest in Bingen. Vor dem romanischen Hintergrund der Stadtkirche St. Martin und Burg Klopp sind Winzer dabei, die letzte Weinfuhre einzubringen.

Dieses Relief zeigt den heute noch stehenden Kran am Rhein um das Jahr 1520. Vor dem Zollamt werden Fässer, Getreidesäcke und andere Güter ein- und ausgeladen. Schiffer und Handelsleute sind bei der Arbeit, während im Hintergrund das Segelschiff zur Fahrt auf dem Strom bereit liegt.

Stefan George geboren in Bingen, gestorben in Minusio im Tessin. Dichter und Übersetzer von Weltrang. Geschichte und Kultur der Heimat am Rhein gaben ihm Orientierung und ein Gespür für Weltoffenheit. Als erster wurde ihm 1927 der Goethepreis der Stadt Frankfurt zuerkannt.